Gemälde einiger alter Bücher, daneben Text "Bücher und Zeitschriften"

Auf dieser Seite finden Sie Beiträge über verschiedene Themen rund um die Literatur und Buchproduktion in der Regency-Zeit.

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Buchproduktion im Regency

18.01. und 26.02.2025

Zeichnung eines Mannes beim Schöpfen von Büttenpapier

Papierproduktion 

Das Papier der Regency-Zeit war handgeschöpftes Hadernpapier (Büttenpapier) aus Textilfasern, gewonnen aus Lumpen, für deren Einsammeln Papiermühlen Lumpensammler bezahlten. In den Papiermühlen wurden die Lumpen über etliche Stunden in großen Behältern mit Wasser eingeweicht und mit einem Stampfwerk zermahlen. 

Die gereinigte Fasermasse wurde anschließend mit einem rechteckigen Schöpfsieb abgeschöpft. In einer Papierpresse wurde der Großteil des verbliebenen Wassers aus dem Papier gepresst. Anschließend wurden die noch feuchten Bögen zum Trocknen aufgehängt. 

 

Der gesamte Prozess war aufwändig und dauerte mehrere Tage. Je nach Qualität und Stärke des Papiers konnte dieses daher recht kostspielig sein. Szenen in Regency-Filmen und -Romanen, in denen eine Figur sich mit einem Brief abmüht und bei jedem misslungenen Versuch das Blatt zusammenknüllt und fortwirft, sind daher sehr unrealistisch.

Ebenso häufig und ebenso historisch falsch sind Szenen, in denen eine Figur einen Brief auf Pergament statt Papier schreibt.  Im Regency war Pergament, das teurer war als das ohnedies auch nicht gerade günstige Hadernpapier, längst „Schnee von gestern“ und wurde nur noch für spezielle Zwecke wie offizielle Regierungsdokumente, Urkunden und künstlerische Werke verwendet, nicht jedoch für Briefe und sonstige alltägliche Schreibarbeiten.


Satz und Buchdruck

Satz und Druck erfolgten in Druckereien. Jede Buchseite wurde händisch gesetzt, in einen Rahmen gespannt und fixiert. Je nach Seitengröße und Buchformat konnten vier bis sechzehn Buchseiten auf ein Blatt gedruckt werden. Sobald alle für das Bedrucken eines Blattes fertig gesetzten Rahmen in der Druckerpresse fixiert waren, wurde die Druckertinte aufgebracht und das Blatt bedruckt. 

Danach wurde das Papier entfernt und ein neues Blatt eingespannt und bedruckt. Dieser Vorgang wurde entsprechend der vorgesehenen Auflagenzahl wiederholt. Danach wurden die Rahmen gegen die der nächsten gesetzten Seiten ausgetauscht. Waren alle Blätter einseitig bedruckt, wiederholte sich der gesamte Vorgang für die Rückseite der Blätter. 

Vier Bilder, von denen je zwei dasselbe Motiv in unterschiedlicher Farbgebung zeigen. Metropolitan Museum of Art, New York.

Illustrationen

Die Illustrationen in einem Buch wurden separat von Künstlern hergestellt. Gedruckt wurde nur mit schwarzer Tinte, farbige Abbildungen mussten nachträglich händisch koloriert werden und machten das Buch teurer. Daher stellten Verlage nur wenige kolorierte Exemplare her. Wohlhabende Käufer ließen ihre Exemplare jedoch fallweise selbst kolorieren, daher waren die Bilder in jedem Exemplar anders gefärbt (siehe Abbildung). 

Moderne Illustrationstechnik: Der Holzstich

Während des Regency löste der Holzstich die älteren Illustrationstechniken des Holzschnitts und Kupferstichs zunehmend ab. 
 

Die Technik des Holzstichs wurde Ende des 18. Jahrhunderts von dem Graveur Thomas Bewick (1753-1828) entwickelt und hatte gegenüber den bislang verwendeten Holzschnitten und Kupferstichen mehrere Vorteile: Holzschnitte ermöglichten aufgrund ihres Herstellungsverfahrens keine feinen Linien und abgestuften Schattierungen. Kupferstiche ermöglichten dies zwar, waren in der Herstellung allerdings aufwändiger und teurer und erforderten im Gegensatz zum Holzschnitt ein anderes Druckverfahren als der Text. Sie mussten daher in einem zusätzlichen Arbeitsschritt auf separaten Seiten gedruckt und beim Binden dem Buchblock als Tafeln hinzugefügt werden. 

 

Holzstiche ermöglichten sowohl feine Linien und Schattierungen (wie die Kupferstiche) als auch den zeitgleichen Druck mit dem Text (wie die Holzschnitte) und vereinten daher die Vorteile von Holzschnitt und Kupferstich. Das von Thomas Bewick entwickelte Verfahren wurde zur meistverwendeten Illustrationstechnik im 19. Jahrhundert.

In meinem Buch "Kein Baron für Miss Louisa" entscheidet sich Nicholas dafür, sein Buch mit modernen Holzstichen illustrieren zu lassen, und wird dafür von seinem Vater liebevoll geneckt.

Bindung

Nach dem Druckvorgang wurde jeder Papierbogen so gefaltet, dass die darauf gedruckten Seiten in der richtigen Reihenfolge lagen, und händisch an einer Seite zusammengeheftet. Danach wurden die gehefteten Papierbögen in der richtigen Reihenfolge aufeinandergelegt und händisch zum so genannten Buchblock zusammengeheftet. 

Einband

Der Einband trug ebenfalls zu den Kosten bei. Bücher, die von Büchereien angekauft wurden, erhielten einen widerstandsfähigen Ledereinband. Exemplare, die an Buchhändler gingen, wurden von diesen je nach der Kaufkraft ihres Kundenstamms in Leder oder günstigeres Halbleder (Buchrücken aus Leder, Vorder- und Rückendeckel aus Karton) gebunden. Wohlhabende Personen ließen ihre Bücher nach eigenen Vorstellungen binden. Übrigens waren auch Frauen als Buchbinderinnen tätig! 

Bildnachweise

Die auf dieser Seite verwendeten Bilder stammen vom Metropolitan Museum of Art sowie vom Rijksmuseum Amsterdam und befinden sich in der Public Domain. Mit Klick auf das Bild gelangen Sie zum jeweiligen Bild auf der Museumsseite.

Textquellen

Meine Recherchen stützen sich vorwiegend auf die folgenden Quellen. Je nach Thema ziehe ich fallweise auch weitere Literatur (wissenschaftliche Fachartikel, Nachschlagewerke etc.) heran.

 
Literatur:

  • Ian Mortimer, Im Rausch des Vergnügens. Eine Reise in das England von Jane Austen und Lord Byron (Verlag Piper, 2022)  
  • Jennifer Kloester, Georgette Heyer’s Regency World (Verlag Sourcebooks, 2010) 

 
Blogs:

sowie diverse Blogs von Regency-Autorinnen