Gemälde eines mit Weinglas, Weintrauben und Kuchen gedeckten Tisches, daneben Text "Speis und Trank"

Auf dieser Seite finden Sie Beiträge zu Mahlzeiten, Lebensmitteln und Getränken, die  im England der Regency-Zeit üblich waren.

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Tafelsitten & Tischmanieren 

25.11.2024

Zeichnung einer Familie an der Dinnertafel. Aus: "The English Spy" Bd. 2 von  Charles Molloy Westmacott, 1826

Sitzordung bei Tisch
Die Gastgeberin saß am Fußende der Tafel, der Gastgeber am Kopfende. Was die Sitzordnung bei Tisch betraf, bildete das Regency eine Übergangszeit zwischen der Tradition des 18. Jahrhunderts, bei der alle Damen zur rechten Seite des Gastgebers, alle Herren zur rechten Seite der Gastgeberin saßen, und der späteren viktorianischen Tradition, dass Damen und Herren bei Tisch abwechselnd saßen. Bei informellen Dinners bestand meist freie Platzwahl. Alle drei Varianten waren im Regency möglich.

Der Platz zur rechten Seite der Gastgeberin (für einen Gentleman) oder dem Gastgeber (für eine Dame) galt als Ehrenplatz. Verheiratete Paare saßen gewöhnlich nicht nebeneinander, da sie sich ohnedies ständig sahen. Der Herr, der eine Dame hofierte, saß üblicherweise neben ihr.

Tischetikette
Wenn die Gäste das Speisezimmer betraten, standen die Suppe sowie die Platten für den ersten Gang (Fisch) bereits auf dem Tisch. Nachdem die Gäste Platz genommen hatten, zogen sie die Handschuhe aus. Es war sehr schlechte Sitte, die Handschuhe anzubehalten. 

 

Zuerst wurde die Suppe gegessen. Nach dem Abservieren der Suppenteller zerteilte der Gastgeber den Fisch, sofern er groß war (z.B. ein ganzer Lachs), und die Lakaien servierten den Gästen Teller mit einem angerichteten Teil des Fisches.  Die Gäste nahmen dazu von den Beilagenplatten, die in ihrer Nähe waren, was ihnen zusagte. Wollte man etwas von einer weiter entfernten Platte, bat man nicht einen der Gäste um das Weiterreichen, sondern ließ sich die Platte von einem Lakaien bringen. Gentlemen reichten ihren Sitznachbarinnen die Platten in ihrer Nähe und schenkten ihnen Wein nach.


Konversation
Während des Dinners unterhielt man sich nur mit den unmittelbaren Tischnachbarn, d.h. der Platz, an dem man saß oder den man wählte, bestimmte die Gesprächspartner. Man unterhielt sich nicht über den Tisch hinweg (in kleiner, informeller Runde war diese Regel nicht so streng). Die Aufgabe von Gastgeberin und Gastgeber bestand unter anderem darin, eine stockende Konversation wiederzubeleben oder geschickt das Gesprächsthema zu wechseln, sollte es für einen der Gäste unangenehm sein. 

Ende des Dinners

Man blieb bis zum Ende des Dinners bei Tisch sitzen. Nach der Aufhebung der Tafel durch die Gastgeberin begaben sich die Damen in den Salon, die Herren blieben noch eine Weile bei Portwein und Konversation im Speisezimmer, bevor sie sich zu den Damen in den Salon gesellten.

Haltbarmachung von Lebensmitteln

26.10.2024

Gemälde verschiedenster tierischer und pflanzlicher Lebensmittel. Joachim Bueckelaer, 1566.

Obwohl es im Regency Eishäuser gab, wurden diese nicht zur Kühlung von Lebensmitteln verwendet, sondern für die Einlagerung von Eis, das im Winter in Blöcken aus zugefrorenen Flüssen und Seen geschnitten wurde. Sie wurden so selten wie möglich geöffnet, damit das Eis möglichst lange hielt. Doch wie wurden Lebensmittel im Regency dann haltbar gemacht? 

 

Dafür gab es verschiedene Möglichkeiten: 

  • Pökeln: Fleisch oder Fisch wurde in einer Mischung aus Salz und Salpeter eingelegt, um ihm die Feuchtigkeit zu entziehen. Oft wurden Honig, Zucker, Pfeffer oder Wacholderbeeren hinzugefügt, um den Geschmack zu verbessern. Anschließend reifte das Fleisch durch Räuchern oder Lufttrocknung über mehrere Monate bis ein Jahr. Vor der Zubereitung wurde es in Wasser eingelegt, um ihm das Salz wieder zu entziehen. 
  • Räuchern: Durch Räuchern wurde gepökeltes Fleisch und Fisch weiter konserviert. Verschiedene Hölzer verliehen dem Fleisch unterschiedliche Aromen. 
  • Trocknen: Neben dem Räuchern war Lufttrocknung eine weitere Möglichkeit, gepökeltes Fleisch oder Fisch noch haltbarer zu machen. Die meisten Schiffe führten auf langen Reisen Trockenfleisch mit sich. Daneben konnten Früchte, Brot (z.B. Schiffszwieback) und Kräuter (zum Würzen, für Medikamente oder Duftkissen) getrocknet werden. 
  • In Schmalz konservieren: Gegartes Fleisch wurde in einem Topf mit Fett (meist Butterschmalz) bedeckt und der Topf mit einem festsitzenden Deckel luftdicht verschlossen. 
  • Einlegen: Gemüse wurde in einer Mischung aus Essig und Salzlake eingelegt. Zur Aromatisierung konnten Gewürze hinzugefügt werden. 
  • Zuckern: Obst konnte in Zuckerwasser eingelegt werden, doch Zucker war teuer. Daher wurde Obst meist mit Honig eingekocht, um Marmelade herzustellen. 
  • Lagerung: Einige Obst- und Gemüsesorten wie Äpfel, Kartoffeln und Wurzelgemüse konnten an kühlen, dunklen Orten gelagert werden. Getreide und Nüsse wurden an einem kühlen, trockenen Ort gelagert. Nässe förderte Fäule und Schimmelbildung. Mäuse, Ratten und Insekten waren ebenfalls ein Problem. 

 

Die verschiedenen Konservierungsmethoden sind auch in Francis Collingwoods „The universal cook“ (London, 1797; online frei verfügbar z.B. bei Hathitrust) ab Kapitel 22 (S. 273) beschrieben. 

Hochzeitsfrühstück im Regency 

25.09.2024

Zeichnung einer Familie um den Frühstückstisch. Thomas Rowlandson, 1817.

Nach der Hochzeit, die üblicherweise vormittags stattfand (es sei denn, man hatte eine Sonderlizenz*) gab es ein Hochzeitsfrühstück, zu dem auch weitere Gäste geladen sein konnten, die an der Trauung selbst nicht teilgenommen hatten. Das Hochzeitsfrühstück wurde von der Familie der Braut oder des Bräutigams oder eines Dritten abgehalten. 

 

Das Hochzeitsfrühstück unterschied sich nicht wesentlich von einem normalen Frühstück**. Zusätzlich wurde Trinkschokolade angeboten (da Schokolade ein Luxusgut war, wurde sie nur in wohlhabenden Haushalten zum normalen Frühstück getrunken, in weniger wohlhabenden nur zu besonderen Anlässen). Außerdem gab es eine Hochzeitstorte. 

 

Die Hochzeitstorte war allerdings völlig anders, als wir sie heute kennen! Der Teig ähnelte mehr einem heutigen Weihnachtsstollen. Er war dicht und schwer, mit getrockneten und kandierten Früchten und Mandeln, getränkt in viel Alkohol und dadurch lange haltbar. Reiche Familien ließen die Torte nach dem Backen mit weißer Zuckerglasur überziehen, da weißer Kristallzucker sehr teuer war. Ein Originalrezept für eine Hochzeitstorte mit Mandel- oder Zuckerglasur findet sich unter der Bezeichnung „bride cake“ in Elizabeth Raffalds Buch The Experienced English Housekeeper (1786, Digitalisat frei zugänglich im Internet Archive). 

 

Weshalb machte man keine „normale“ Torte, die eben nur wenige Tage haltbar war? Das lag daran, dass es üblich war, einige Tortenstücke an Verwandte und Freunde zu schicken, die unter Umständen weit entfernt lebten. Aufgrund der damaligen Straßenverhältnisse und Transportmöglichkeiten konnte es viele Tage, oft Wochen dauern, bis ein Paket den Empfänger erreichte.

* Zu den verschiedenen Heiratslizenzen siehe Rubrik  

„Leben im Regency“, Blogbeitrag vom 26.05. und 25.06.2024, „Voraussetzungen einer gültigen Ehe“. 

** Zum Frühstück siehe Blogbeitrag unten vom 11.07.2023, „Mahlzeiten“.

Vegetarismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts 

28.08.2024

Stillleben mit Gemüse,  James Peale, ca. 1820

Vegetarismus ist kein modernes Konzept. Bereits in der Antike gab es Vegetarismus, und im Zeitalter der Aufklärung und der Romantik gab es insbesondere in England zahlreiche Vertreter dieser Idee. Alexander Pope schrieb 1713 einen Essay, Against Barbarity in Animals. 1802 schrieb Joseph Ritson An Essay on Abstinence from Animal Food, as a Moral Duty.

 

Im Regency gab es eine moralische Diskussion über das Essen von Tieren, da viele Romantiker eine fleischlose Ernährung als Teil ihrer engen Beziehung zur Natur propagierten und den Fleischkonsum als inhuman anprangerten.

 

In Salford gründete Reverend William Cowherd 1809 die Bible Christian Church und hielt eine berühmte Predigt, in der er die Vorteile der pflanzlichen Ernährung anpries und seine Gemeinde aufforderte, kein Fleisch zu essen. Er befürwortete den Vegetarismus als eine Form der Mäßigung. 

 

Nach seinem Tod wurde die Leitung der Kirche von Joseph Brotherton übernommen, dessen Frau Martha das erste vegetarische Kochbuch schrieb. Es wurde erstmals 1812 unter dem Titel A New System of Vegetable Cookery anonym veröffentlicht. Eine zweite Auflage erschien 1821, eine dritte 1829 unter dem Titel Vegetable Cookery.

 

Ein prominenter Verfechter eines ethisch motivierten Vegetarismus im frühen 19. Jahrhundert war der Dichter Percy Bysshe Shelley (1792-1822). Er wurde von John Frank Newtons Return to Nature, or, Defence of the Vegetable Regimen (1811) beeinflusst und veröffentlichte 1813 einen Essay zu diesem Thema, A Vindication of Natural Diet. Shelleys zweite Ehefrau Mary Shelley ließ in ihrem Buch Frankenstein; or, The Modern Prometheus (erschienen 1818) die Hauptfigur, Frankensteins Monster, ebenfalls Vegetarier sein.

 

Die erste Vegetarische Gesellschaft der modernen westlichen Welt wurde 1847 in England gegründet.

Speisenfolge und Menübeispiele 

28.07.2024

Zeichnung eines gedeckten Tisches, 1792

Einfache Dinner bestanden aus einem Gang mit wenigen Speisen und Beilagen. Bei mehrgängigen Menüs bestand jeder Gang aus mehreren Speisen. Alle Speisen, die zu einem Gang gehörten, wurden im Regency zeitgleich auf einzelnen Tellern und Platten auf den Tisch gestellt. Jeder nahm sich davon, was er wollte. Wie die folgenden Menübeispiele zeigen, konnten zu den herzhaften Speisen auch süße Speisen auf den Tisch kommen.

 

Ein-Gang-Menüs:

  • Kabeljau, Stachelbeerpudding und Hammelkeule, dazu Salat und Topinambur
  • Lammkotelett in Kresse, Pflaumenpudding und kaltes Rindfleisch, dazu Kartoffeln und gedünstete Karotten
  • Rinderkotelett, Gemüsesuppe und gebratene Keule von Truthahn oder Huhn, dazu Karotten und Blattgemüse
  • Zwiebelsuppe, Schweinekeule gekocht und großes Geflügel, zubereitet wie Truthahn, dazu Erbsenpudding, Rüben, Kartoffeln, Brotsoße und Pflaumenpudding
  • Gehacktes Kalbfleisch, garniert mit gebratenen Krümeln, heißer Apfelkuchen (als Ersatz für Suppe) und Hammelsattel, dazu kleine Fleischpastete, gedünstete Zwiebeln, Kartoffeln, Bohnen und Speck.

 

Zwei-Gänge-Menü zu vier und fünf Speisen:

  • Erster Gang: Suppe und Brei, dazu Karotten und gestampfte Rüben
  • Zweiter Gang: Ragout vom Kalbsbries, Zitronenpudding, grüne Gans (im Frühjahr mit frischen grünen Trieben gemästete Gans), dazu gedünstete Champignons und Erbsen

 

Zwei-Gänge-Menü zu jeweils sieben Speisen:

  • Erster Gang: Erbsensuppe, gebratener Lachs und Kalbsfilet, dazu gedünsteter Spinat, Semmelknödel, Hackfleischpasteten und Erbsenpudding. Kartoffeln und pürierte Rüben auf dem Beistelltisch.
  • Zweiter Gang: Frikandeau, Zitronencremes und Krickente oder andere Wildhühner, dazu Toast mit Sardellen, Beef Tatar, Orangenpudding und Törtchen

 

Die Menübeispiele sowie das Bild stammen aus dem Buch „A New System of Domestic Cookery“ (erschienen ab 1806 in zahlreichen Auflagen; die Menüpläne sind aus der Ausgabe 1808).

 

Originalrezepte der Regency-Küche

28.04, 26.05., 25.06.2024

Titelseite des Kochbuchs "The Imperial and Royal Cook", 1809.

In diesem Blogbeitrag möchte ich einige Originalrezepte aus der Regency-Zeit vorstellen. Die Rezepte stammen aus dem Buch "The Imperial and Royal Cook" von Frederic Nutt aus dem Jahr 1809.

 

 

Zeichnung eines Mannes bei Tisch, vor einem Suppentopf sitzend

Suppen & Saucen

28.04.2024

Karottensuppe

Reibe vier Karotten, schneide ein paar Zwiebeln in Scheiben und schneide Salat; gib alles mit etwas Butter in einen Topf; gib einen halben Liter Linsen und einen halben Liter Brühe dazu; lasse alles eine halbe Stunde köcheln, dann fülle es mit Brühe auf; lasse es eine Stunde sanft kochen, dann gib die Krume von zwei Weißbrötchen hinein; wenn alles gut eingeweicht ist, streiche es durch ein Sieb und gib ein wenig in Brühe gekochten Reis in die Suppenschüssel.

 

Reissuppe mit Huhn

Blanchiere etwa ein halbes Pfund Reis und gib es mit einem oder zwei Hühnern und einem Liter Brühe in einen Topf; lasse es auf dem Herd sehr langsam kochen, bis die Hühner sehr zart sind und der Reis ebenso; gib dann so viel Brühe dazu, dass der Topf gefüllt ist; schöpfe das Fett sehr sauber aus der Suppe ab.

 

Pfeffersauce

Reibe den Boden eines kleinen Topfes mit einer Knoblauchzehe ein; gib ein kleines Stück Butter, einige Zwiebelscheiben, etwas Brühe und Essig und etwa zwölf Pfefferkörner hinein; lass es einkochen; gib etwas Mehl hinzu, um es einzudicken; streiche es durch ein Sieb, und presse eine Zitrone hinein.

 

Sauerampfersauce

Hacke etwa vier große Handvoll Sauerampfer; gib sie in einen Topf zusammen mit einem kleinen Stück Butter, einer Scheibe Schinken und zwei klein gehackten Zwiebeln; lasse alles zusammen eine halbe Stunde köcheln, dann streiche es durch ein Sieb; presse eine Zitrone hinein und eine Orange, falls vorhanden, sonst zwei Zitronen; gib etwas Pfeffer, Salz und Zucker hinzu. 

Zeichnung eines Mannes und zweier Kinder bei Tisch, vor einem Braten sitzend

Fleisch- und Fischgerichte

26.05.2024

Geschmorte Lammlende 

Lege den Boden eines Schmortopfes mit fettem Speck aus und lege das Lendenstück hinein; gib einige Zwiebeln, Karottenstücke, etwas Petersilie und ein paar Muskatblütenblätter dazu; decke das Lammfleisch mit fettem Speck ab, gib einen halben Liter Brühe dazu und lasse es etwa zwei Stunden lang im geschlossenen Topf sanft schmoren. 

 

Kalbsbrust in Reis 

Brate eine Kalbsbrust an, schneide sie in fingerdicke Scheiben und würze sie mit Pfeffer, Salz und Muskatnuss. Gib ein Pfund Reis in einen Liter Brühe, dazu etwas Muskatblüte und ein wenig Salz; dünste ihn sehr sanft, bis er dickflüssig ist; schlage das Eigelb von sechs Eiern auf und rühre es hinein; dann nimm eine kleine tiefe Form, buttere sie und gib etwas von dem Reis auf den Boden; lege das Kalbfleisch darauf und bedecke es mit dem restlichen Reis, reibe es mit Eigelb ein und backe es anderthalb Stunden; dann öffne den Deckel und gieße einen halben Liter Bratensaft hinein; garniere alles mit einer geviertelten Sevilla-Orange. 

 

Lachs mit süßen Kräutern 

Mische ein Stück Butter mit etwas gehackter Petersilie, Schalotten, süßen Kräutern, Pilzen, Pfeffer und Salz; gib etwas davon auf den Boden eines feuerfesten Tellers, gib einige dünne Scheiben Lachs darauf und den Rest der Butter und der Kräuter auf den Lachs; bestreue ihn mit Semmelbröseln, begieße ihn mit Butter und backe ihn im Ofen; wenn er fertig ist, lasse das Fett abtropfen und serviere ihn mit einer klaren, schmackhaften Sauce. 

 

Kaninchen- oder Hühnercurry mit Reis 

Schneide zwei Hühner oder Kaninchen wie für ein Ragout zurecht; brate sie in etwas Butter an, bis sie eine hellbraune Farbe haben; gib sie in einen Schmortopf mit etwas Brühe; dann hacke drei oder vier große Zwiebeln sehr fein, brate sie in Butter an und gib sie zu den Kaninchen oder Hühnern; dann gib einen Löffel Currypulver und ein wenig Cayennepfeffer dazu; koche etwas indischen Reis, gib dann das Curry auf einen Teller und den Reis auf einen anderen Teller. 

 

Tauben a la Royale 

Nimm einige Tauben von gleicher Größe, lege in jede eine geschälte Trüffel und brate sie in Butter an; füge gehackte Pilze, Petersilie, eine Scheibe Schinken, etwas Pfeffer und Salz hinzu; gib alles in einen Schmortopf, zusammen mit einigen Scheiben Kalbfleisch, die zuvor gebrüht wurden; bedecke die Tauben mit dünnen Speckscheiben und lasse sie zugedeckt langsam köcheln, bis sie ganz zart sind; nimm die Tauben heraus und säubere sie vom Fett; gieße den Bratensaft ab und koche ihn kurz auf, um ihn ganz sauber zu schöpfen; presse eine Zitrone hinein und gieße den Saft über die Tauben.

Stillleben aus Weinglas, Weintrauben und Kuchenstücken

Desserts und Kuchen

25.06.2024

Törtchen

Lege die Törtchenform mit Blätterteig aus, stich ihn kreuzweise ein und backe ihn im Ofen; lege ihn nach dem Backen auf Papier, so dass die Butter aus dem Teig austritt. Fülle nach Belieben eine Süßspeise ein.
(Anm.: Zum Füllen eignen sich z.B. Schokoladen- oder Fruchtcremes wie die Orangencreme im nächsten Rezept, garniert mit Marmelade, frischen Früchten und/oder gehackten Nüssen.)

Orangencreme
Presse zwölf Orangen in einen Liter Gelee aus; verquirle sechs Eigelb mit etwas warmem Gelee; seihe es in das Orangengelee und rühre so lange, bis es zu stocken beginnt; gib die Creme dann in die Form.

Zitronenpudding
Nimm einen Löffel Mehl, zwei Unzen Zucker, Muskatnuss und einen Viertelliter Sahne; mische alles mit drei Eigelb; fülle die Masse in Teetassen und füge zwei Unzen Zitronen hinzu, die sehr dünn geschnitten sind; backe sie in einem schnellen Ofen und stürze sie auf eine Platte.
(Anm.: „schneller Ofen“ bzw. „quick oven“ meint eine Temperatur von 190 bis 200°C.)

 

Schokoladenkuchen

Rasple ein Viertelpfund Schokolade und eine Stange Zimt; gib frische, geriebene Zitronenschale, etwas Salz und Zucker dazu; nimm zwei Löffel feines Mehl und die Eigelbe von sechs Eiern, schlage sie und verrühre sie mit Milch; gib alles in einen Kochtopf und lasse es einige Zeit über dem Feuer stehen; lege dann klein geschnittene Zitronenschale hinein und lasse die Masse kalt werden. Lege eine Form mit Blätterteig aus und gib die Masse hinein. Schlage so viel von dem Eiweiß, dass es die Masse bedeckt; siebe nach dem Backen Zucker darüber und glasiere ihn mit einem Salamander.
(Anm.: „Salamander“ bezeichnete ein Küchengerät aus einer Eisenscheibe an einer Metallstange mit Holzgriff. Man erhitzte die Eisenscheibe und hielt sie über das Essen. Die Hitze, die von der Scheibe ausging, bräunte oder schmolz die Oberfläche der Speise. Man verwendet derartige Brenneisen manchmal noch heute z.B. zur Herstellung der karamellisierten Zuckerkruste auf der Crème brûlée.)

Heimische und exotische Gewürze der Regency-Küche 

29.03.2024

Küche mit aufgehängten Gewürzsträußen. Zeichnung 1749.

Heimische Gewürze 

Typische frische und getrocknete Gewürze der Regency-Küche waren Petersilie, Salbei, Rosmarin, Thymian, Minze, Oregano (auch „wilder Majoran“ genannt, obwohl er mit Majoran nicht näher verwandt ist), Majoran, Dill, Basilikum, Koriander, Fenchel, Knoblauch, Senf, Safran und Kümmel sowie einige essbare Blumen: Ringelblume, Lavendel, Rosen, Veilchen und Engelwurz.

 

Gewürze wurden im Küchengarten angepflanzt, zum Trocknen in Sträußen unter der Küchendecke aufgehängt (siehe Bild) und danach in Schubladen (ebenfalls siehe Bild) aufbewahrt.

Exotische Gewürze

Zu den Handelsgütern der Regency-Zeit zählten neben Baumwolle, Stoffen, Tee und anderen Waren auch Gewürze, darunter Muskatnuss, Ingwer, Zimt, Vanille, Nelken, schwarzer Pfeffer, Sesamöl, Kurkuma, Kassia, Piment, Anis und Sesam. Außerdem konnten die Schalen von Zitrusfrüchten getrocknet und zum Aromatisieren von Speisen verwendet werden.

Importierte Lebensmittel aus Englands Kolonien 

23.02.2024

Gemälde eines Frühstückstisches

Die Speisekarte wohlhabender Haushalte wies Lebensmittel aus dem gesamten British Empire auf. Hier eine kleine Auswahl:

 

Tee

Tee wurde zunächst aus China, ab 1820 aus Indien importiert. Tee war teuer und mit hohen Steuern belegt und wurde daher versperrt aufbewahrt. 

 

Zucker

Zum Süßen von Speisen wurde traditionell Honig verwendet. Durch die Kolonialisierung kam importierter Rohrzucker von den Zuckerrohrplantagen Jamaikas hinzu. Der frische Zuckerrohrsaft wurde auf den Plantagen aufgekocht und als dunkle Rohzuckermasse in Fässern nach England verschifft, wo die Masse raffiniert und in konische Formen gegossen wurde. Die auf diese Weise hergestellten Zuckerhüte wurden mit Zuckerhämmern oder Zuckerhacken zerkleinert und die Zuckerstücke in Zuckerdosen mit einer Zuckerzange serviert.

 

Kaffee

Kaffee stammt ursprünglich aus dem Nahen Osten. Da die europäischen Kolonialmächte viele Länder eroberten, die sich für den Kaffeeanbau eigneten, wurde Kaffee bald aus Asien, der Karibik und Südamerika nach Europa importiert. England importierte Kaffee u.a. aus Ceylon (heute: Sri Lanka).

 

Schokolade

Die Kakaobohne stammt aus Mittelamerika. Mit Jamaika eroberte England ein Gebiet, in dem neben Zucker auch Kakao angebaut wurde. Die Kakaobohnen wurden nach der Ernte getrocknet, exportiert und in England zu Schokolade weiterverarbeitet und üblicherweise – meist von Damen am Morgen – als Getränk konsumiert. Heiße Schokolade wurde ungezuckert getrunken, manchmal aber mit Gewürzen wie Nelken, Vanille oder Zimt verfeinert.

 

Exotische Früchte

In der Ära der Segelschiffe waren die Transportzeiten zu lang, um frische Früchte aus den Kolonien nach England zu bringen. Importiert wurden daher hauptsächlich getrocknete Früchte wie Datteln, Feigen und Rosinen. Ananas, Pfirsiche, Pflaumen, Feigen, Aprikosen und Zitrusfrüchte wurden stattdessen in England in Gewächshäusern gezüchtet. Viele Landbesitzer besaßen Gewächshäuser, in denen neben exotischen Früchten auch exotische Blumen gezüchtet wurden.

Essen außer Haus - Inns, Clubs & Kaffeehäuser

24.01.2024

Gentlemen beim Dinner in einem Country Club, Karrikatur Anfang 19. Jh.

Ein Gentleman, der keine Ehefrau oder Haushälterin hatte, konnte in einem Kaffeehaus, einem Inn oder, sofern er es sich leisten konnte, in seinem Club essen. Der Koch des Prince Regent gründete einen Dining Club, Watier’s, in dem es sehr gutes (und sehr teures) Essen gab. Andere Clubs boten ebenfalls Mahlzeiten an, allerdings meist dieselben, während es bei Watier’s ein täglich wechselndes Menü gab. Hotels boten ebenfalls Mahlzeiten für ihre Gäste an. Auf dem Land gab es Poststationen mit angeschlossenen Inns sowie Schenken oder Wirtshäuser. 

 

Eine unverheiratete Dame konnte höchstens in Begleitung ihrer Anstandsdame oder ihres Vaters oder Bruders essen gehen, aber nicht mit einem jungen Gentleman. Üblicherweise ging eine Dame nur auswärts essen, wenn sie in Gesellschaft (z.B. auf einer Dinnerparty oder einem Ball) oder auf Reisen war. Bei letzterem wurde für anständige Familien ein separater Raum im Inn genutzt, damit sie nicht mit dem gewöhnlichen Volk im Gastraum essen mussten. 

 

Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle natürlich Gunter’s Tea Shop am Londoner Berkeley Square, benannt nach seinem Besitzer James Gunter. 1757 als „Pot and Pine Apple“ gegründet, wurden dort neben Tee allerlei englische, französische und italienische Süßigkeiten sowie Eiscreme verkauft und auf Bestellung Hochzeitstorten hergestellt. Wer es sich leisten konnte, ließ seinen Haushalt oder seine Veranstaltung von Gunters Catering-Service beliefern.

Getränke

22.12.2023

Stilleben mit Weinglas

Nichtalkoholische Getränke: 

  • Tee, Kaffee, heiße Schokolade 
  • Limonade (Wasser, Zitronensaft und Zucker, meist mit Eis gekühlt) 
  • Orgeat Lemonade (Sirup aus Mandelextrakt, Zucker und Orangenblütenwasser, mit Limonade und Sodawasser vermischt) 

 

Mischgetränke mit Alkohol: 

  • Cordeal Waters (verschiedenste Rezepte aus Safran, Rosinen, Zimt, Zucker, Lakritze, Koriander, Cognac, Wasser) 
  • Ratafia (süßes, fermentiertes Mischgetränk aus Brandy, Fruchtsäften, Zucker, zerstoßenen Mandeln, Gewürzen oder Destillaten) 
  • Negus (Glühwein aus Portwein, heißem Zitronensaft, Zucker und Gewürzen wie Zimt, Muskat und Gewürznelken) 

 

Alkoholische Getränke: 

  • Bier, Ale 
  • Cider 
  • Portwein, Sherry, Madeira, Cognac, Brandy 
  • Rum, Gin, Whisky

Mahlzeiten

Gemälde mit einfachem Frühstück

Frühstück

11.07.2023

Das Frühstück bestand in der Regel aus Brot, oft getoastet, oder Gebäck mit Marmelade, Eiern, Schinken oder Speck. Zusätzlich konnte geräucherter Fisch, Fleisch, Butter, Kuchen und Eingemachtes aufgetischt werden. Übliche Getränke waren Tee, Kaffee und Schokolade (die im Regency ungezuckert getrunken wurde), Herren tranken oft auch Bier zum Frühstück.
 

Land- und Stadtbewohner, die für ihren Lebensunterhalt arbeiteten, frühstückten gegen 8:00 Uhr oder früher, der „Ton“, also die obere Gesellschaftsschicht, gegen 10:00 Uhr. Allerdings standen diese Personen dennoch bereits davor auf, kleideten sich an und verbrachten ein bis zwei Stunden mit Lesen, Briefeschreiben oder Spaziergängen, bevor sie frühstückten. Manche Damen tranken daher nach dem Aufstehen eine Tasse Schokolade oder Tee und aßen ein oder zwei Scheiben Toast, um sich für die Aktivitäten vor dem Frühstück zu stärken. 

Zeichnung eines Tisches mit Obsttellern

Mittagessen: Lunch / Luncheon / Nunch / Nuncheon

13.08.2023

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war das Mittagessen in England keine regelmäßige Mahlzeit. Die Wörter „lunch“ und „luncheon“ gab es zwar bereits, sie standen aber ursprünglich für ein Stück Brot oder Käse. Leichte Zwischenmahlzeiten wurden bis ins 18. Jahrhundert als „nunch“ oder „nuncheon“ bezeichnet. 

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen die Damen der gehobenen Gesellschaft, gegen ein Uhr mittags eine leichte Mahlzeit aus kalten Speisen einzunehmen (meist Brot, Fleisch, Käse und Obst, dazu Wein, Tee oder Kaffee). Für diese Zwischenmahlzeit wurde in gehobenen Kreisen der Begriff „lunch“ oder „luncheon“ übernommen (wobei „luncheon“ als noblerer Begriff galt), während sie in den mittleren und unteren Schichten weiterhin als „nuncheon“ bezeichnet wurde. 

 

Da die meisten Männer, auch jene aus der Adelsschicht, den größten Teil des Tages außer Haus verbrachten, waren sie in der Regel nicht anwesend, wenn die Damen ihres Haushalts zu Mittag aßen. Sie nahmen gegebenenfalls in einem Kaffeehaus oder ihrem Club einen Imbiss ein. 

Picknickgesellschaft an einem langen Tisch am Ufer eines kleinen Flusses (Zeichnung, 1816)

Picknicks & al-fresco-Mahlzeiten

16.09.2023

Ein Picknick oder, wie es im Regency häufig bezeichnet wurde, eine Mahlzeit al fresco war nicht das, was wir heute darunter verstehen – eine ausgebreitete Decke in der Wiese, auf der man beisammensaß und sich selbst aus mitgebrachten Körben bediente. Im Regency verstand man darunter eine Mahlzeit, die wie jede andere auch bei Tisch von Dienstboten serviert wurde, mit dem Unterschied, dass die Mahlzeit im Freien stattfand. 

 

Entweder brachte jeder Gast etwas zu essen mit, sodass es eine bunte Auswahl gab – allerdings mit dem Risiko, dass mehrere Personen ähnliche Speisen mitbrachten – oder der Gastgeber des Picknicks kümmerte sich um sämtliche Speisen. 

Die Gäste wurden ebenso wie Körbe mit Getränken, Speisen und Geschirr, Tische, Stühle und Dienstboten mit Pferden und Wagen transportiert. War der Picknickplatz abgelegen und mit Wagen nicht erreichbar, mussten die Gäste das letzte Stück zu Fuß zurücklegen und die Dienstboten sämtliche Körbe und Möbelstücke tragen, an der gewünschten Stelle alles aufbauen und servieren und nach dem Picknick alles zusammenpacken und abtransportieren.

Regency-Gentleman beim Dinner

Dinner

25.10.2023

Das Dinner war die Hauptmahlzeit des Tages. Auf dem Land wurde es gegen 17h oder 18h serviert, in der Stadt später, wobei es davon abhing, ob man danach noch etwas vorhatte (Theater, Soirée, Ball). 

 

Ein Dinner bestand meist aus drei bis vier Gängen. Der erste Gang bestand aus einer Suppe und Fischgerichten, dazu Gemüsebeilagen und Pasteten, angerichtet auf verschiedenen Tellern und Platten, die nach einer optisch ansprechenden, symmetrischen Ordnung auf dem Tisch verteilt waren. Der zweite Gang bestand aus leichtem Fleisch wie Geflügel und möglicherweise Kaninchen. Als dritter Gang wurde ein Braten aus Rind-, Wild- oder Schweinefleisch serviert, der vom Gastgeber tranchiert wurde. Hatte das Dinner nur drei Gänge, wurden alle Fleischgerichte zusammen in einem Gang serviert. Als letzter Gang folgte das Dessert – Obst, Nüsse, Kuchen, Pudding etc. 

Regency-Gentleman beim Supper

Supper

20.11.2023

Wenn die Damen und Gentlemen nach Abendveranstaltungen wie einem Theaterbesuch spätnachts heimkehrten, nahmen sie oft noch ein kleines, meist kaltes Nachtmahl zu sich, das Supper. Auch bei Bällen, die oft bis in die frühen Morgenstunden dauerten, auf Hauspartys sowie in Herrenclubs wurde den Gästen häufig gegen Mitternacht ein Supper serviert. 

Ein Supper war wesentlich informeller und weniger üppig als ein Dinner und bestand üblicherweise aus kaltem Braten, Wurst und Käse, Brot und Gebäck, Obst sowie Süßspeisen wie Kuchen und Keksen. 

Bildnachweise

Die auf dieser Seite verwendeten Bilder stammen vom Metropolitan Museum of Art, vom Rijksmuseum Amsterdam und dem Internet Archive und befinden sich in der Public Domain. Mit Klick auf das Bild gelangen Sie zum jeweiligen Bild.

Textquellen

Meine Recherchen stützen sich vorwiegend auf die folgenden Quellen. Je nach Thema ziehe ich fallweise auch weitere Literatur (wissenschaftliche Fachartikel, Nachschlagewerke etc.) heran. 

Literatur:

  • Ian Mortimer, Im Rausch des Vergnügens. Eine Reise in das England von Jane Austen und Lord Byron (Verlag Piper, 2022)  
  • Jennifer Kloester, Georgette Heyer’s Regency World (Verlag Sourcebooks, 2010) 


Blogs:

sowie diverse Blogs von Regency-Autorinnen